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die alten Gamellen * Sammlung Eggenberger
2018 - Festung Heldsberg - Mosterei Möhl
Rapport über den Truppenzusammenzug vom 05. September 2018
Eine seltsame Gruppe älterer Herren strömt an diesem spätsommerlichen Morgen bei schönem Wetter dem Bahnhof Thalheim zu. Grund des Treffens ist der diesjährige Truppenzusammenzug des Gamellen-Clubs Dinhard.
Pünktlich um 07.30 begrüsst der Kommandant, Oberst im Generalstab Willi Nägeli, die sich eingefundenen 9 Club-Mitglieder. Seine Bemerkung, dass wegen Ferien, Krankheit, Unfall etc. viele, zum Teil auch sehr kurzfristige Abmeldungen eingegangen seien, drückt natürlich für den Moment etwas auf die Stimmung. Die Abwesenheit von Wm. Ruosch führt dazu, dass Adj. Eggenberger die Funktion des Hoffotographen übernimmt.
Trotzdem befiehlt der Kommandant „Aufsitzen“ auf den fahrbereiten Personenbus mit Fahrer Peter Staub am Steuer und Abfahrt Richtung St. Margrethen. Die auf dem Aufgebot vorgesehene Kaffeepause in der Raststätte Thurau fällt aus. Dafür wird im Rest. Rössli in St. Margrethen zugekehrt. Das Personal scheint ob der grösseren Schar unangemeldeter Gäste zu früher Stunde etwas überrascht zu sein. Sofort werden jedoch beim Bäcker die benötigten Gipfeli besorgt und bereitgestellt. Adj. Eggenberger teilt mit, dass die ganze Runde von Adj. Michel übernommen werde – vielen Dank Roman.
Frisch gestärkt, geht es nun ca. 10 Minuten den Berg hinauf zur Festung die sich etwas oberhalb des Dorfes befindet. Oben angekommen, empfängt uns Markus Keel. Er führt uns durch die Anlage, die zwischen 1938 und 1941 geplant und gebaut wurde. Sie war ausgerüstet mit vier 7,5cm Festungsgeschützen mit einer Reichweite von der Hafeneinfahrt in Lindau bis zum 10,5 km entfernten Bahnhof von Bregenz. Hinzu kamen sieben Maschinengewehre. Weder aus den Kanonen noch aus den Maschinengewehren wurde je ein Schuss abgegeben. Zum Glück kann man heute sagen. Alles war also auf einen evtl. Angriff aus dem Osten ausgerichtet.
Ausgerüstet war die Festung mit allem was dazugehört, wie einer Zentrale zur Erzeugung von Elektrizität, einer Küche, einer Kantine, einem Trinkwasserreservoir mit 110‘000 Litern Wasser, Wohnräumen für Offiziere, Unteroffiziere und Soldaten, Werkstätten, Feuerleitzentralen, einer Krankenstation etc.
Die einzelnen Bunker waren durch unterirdische Gänge von insgesamt 1000 m Länge miteinander verbunden.
Die Besatzung betrug 200 Mann, diejenige der Aussenverteidigung 400 Mann, die im 3-Schicht-Betrieb eingesetzt wurden. Inwieweit diese und andere Festungen im Rheintal einem Angriff hätten standhalten können, sei dahingestellt.
Die Festung Heldsberg blieb über den Zweiten Weltkrieg hinaus im Dienst. 1991 entschied der Bundesrat die Festung auszumustern. Vorgesehen war die Einrichtung zu verschrotten und die Eingänge zuzumauern.
Dazu kam es allerdings nicht. Sie wurde im Jahre 1993 von der Gemeinde St. Margrethen übernommen und dem neu gegründeten „Verein Festungsmuseum Heldsberg“ zur Nutzung übergeben. Seither steht sie Besuchern zur Besichtigung offen.Der ehemalige Mannschaftsspeiseraum beherbergt heute die „Heldsbergstube“, wo Besucher einkehren und bei Speis und Trank zusammensitzen können. Dieses Restaurant ist nach ca. 2 Stunden Marsch durch die verschiedenen Haupt- und Seitengänge sowie vielen Stufen treppauf und treppab auch unser Ziel. Serviert wird ein feiner Schüblig und Kartoffelsalat.
Punkt 13.15 befiehlt Oberst Nägeli „Aufsitzen“, denn es geht jetzt „ab i d’Möscht“ Richtung Arbon zur Besichtigung der Mosterei Möhl AG. Die Fahrt verläuft reibungslos bis auf die letzten paar hundert Meter als Fahrer Staub in einem der vielen Kreisel doch noch die falsche Ausfahrt erwischt und eine Strasse zu hoch landet. Trotzdem fahren wir mehr oder weniger pünktlich auf dem Areal der Mosterei ein.
Vorbei an in Reih und Glied wartenden und mit Mostobst beladenen Traktoren, finden wir das Besucherzentrum. Erwartet werden wir von Frau Sonja Wehrli, die uns anschliessend durch den Betrieb führt. Sie bittet uns, auf dem Rundgang immer schön zusammenzubleiben, was allerdings nicht immer eingehalten wird und zu einigen Ermahnungen führt. Man sieht also, der im letzten Rapport erwähnte Mangel an Disziplin ist noch nicht ganz aufgehoben.
Gegründet wurde die Mosterei im Jahre 1895 von Hans Georg Möhl. Nachdem anfangs Most für den eigenen Verbrauch im Rest. Rössli gepresst wurde, begann man den Saft auch an andere Restaurants zu verkaufen. Ausgeführt wurde der Most mit Pferdefuhrwerken, bis dann 1927 der erste Saurer-Lastwagen angeschafft wurde. Seither wurde der Betrieb laufend ausgebaut, erneuert und modernisiert und erlaubt heute die jährliche Verarbeitung zwischen 20‘0000 und 30‘000 Tonnen Mostobst.
Die Hälfte des Obstes kommt direkt von Landwirten aus der näheren Umgebung. Die andere Hälfte wird im Umkreis von 40 km über mehrere Verladestationen herbeigeführt.
Auf dem ca. 2-stündigen sehr lärmigen Rundgang werden uns die verschiedenen Prozesse gezeigt und erklärt. 80 Mitarbeiter sind dafür verantwortlich, dass von der Anlieferung der Äpfel bis zum fertigen Saft in der Flasche alles reibungslos abläuft.
Tief beeindruckt betrachten wir die bis zu 20‘000 Liter fassenden Holzfässer und wie Ameisen kommen wir uns vor, als wir vor den riesigen sterilen Tanks stehen.
Zurück im Besucherzentrum geniessen wir die zur Degustation offerierten verschiedenen Produkte. Danach verabschieden wir uns von Frau Wehrli, verlassen die Mosterei am Bodensee und begeben uns zurück zum Ausgangspunkt. Zum Schluss sagen wir „Prost Most“.
Im Rest. Bahnhöfli in Thalheim werden wir zum Apéro und Nachessen erwartet. Alles ist bei unserer Ankunft schon vorbereitet und der lange Tisch in der Gartenlaube gedeckt. Begrüsst wird Adj. Michel der trotz seiner Verletzung zum Abendessen dazustösst.
Adj. Eggenberger entrollt die Fahne und befestigt sie am Tischende. Mit Freude stellen wir fest, dass das Fahnentuch an einer neuen rot/weiss bemalten und mit einem goldenen Knauf versehenen Stange flattert. Vielen Dank Thomas.
So geniessen wir nun den Apéro und bedanken uns bei Roman für den spendierten „Weissen“. In geselliger Runde stillen wir unseren Hunger mit dem von der Küche zubereiteten guten Essen.
Kurz nach 21.00 Uhr geht die Tagung zu Ende. Nachdem der sich im Laufe des Abends ergebene „Mützensalat“ aussortiert ist und jeder wieder einen Deckel hat, machen wir uns auf den Heimweg in unsere Unterkunft. In Erinnerung bleibt uns ein schöner, erlebnisreicher Tag in bester Gesellschaft.
Zum Schluss auch ein grosses „Dankeschön“ an das Kommando für die tadellose Organisation der Zusammenkunft.
Wir freuen uns schon jetzt auf die nächste Tagung am ersten Mittwoch im September 2019.
Dinhard, 07. September 2018 Wm. Alois Thoma